Die Menschheit wird erst glücklich sein,
wenn alle Menschen Künstlerseelen haben werden,
das heißt, wenn allen ihre Arbeit Freude macht.
Johann Wolfgang von Goethe
Schon sehr frueh wuste ich was ich machen wollte! In der Werkstatt meines Vaters, ein Malerbetrieb gab es Glasreste mit denen ich spielen und basteln durfte und mir staendig blutige Finger holte.Nur wenn man beruehren kann, begreift man auch, Glas weckte meine Kreativitaet.Mein Berufswunsch stand damit schon frueh fest: ich wollte etwas mit Glas machen !Nach Lehre als Glasmaler und Ausbildung mit Meisterpruefung in Hadamar,wurde ich Designer in der Hohlglasindustrie, ich entwickelte (und mach das immer noch) ueberwiegend gepresstes Hohlglas.Die Arbeit machte mir sehr viel Spass, aber es bleibt wenn man fuer konsumorientierte Massenwareware Produkte gestaltet ,ein kreatives Vakuum . So kam bei mir wieder der Wunsch nach blutigen Fingern und dem Ausleben von Kreativitaet. Wenn ich ein Maler waere, der seine Bilder mit Aquarellfarben oder Oelbilder malt, brauchte ich nicht viel über den Werdegang einer Technik zu erzaehlen, den meisten ist das gelaeufig. Ihnen hilft meine Geschichte vielleicht dabei, meine Arbeiten besser zu verstehen. Mit Glas kennen sich nur sehr wenige aus, der Zugang ist auch für den Hobbybereich nicht so einfach wie Beispielsweise in der Keramik wo man sehr schnell sehenswerte Erfolge erziehlen kann.Die ersten Jahre waren ein Suchen nach Techniken für meine Gestaltungsideen, ich experimentierte mit allen was auf Glas möglich war .Hinweise habe ich in alten Lehrbuechern zum Beispiel beim Kunkel (ein Apotheker und Direktor der Pottsdamer Glasfabrik ca 1630-1703) gefunden, dem Erfinder der Kupferrubinbeize, die ich auch nachexperimentierte. Die Verfahren, die ich anwendete und anwende, gehen nicht nur aus der Tradition hervor, sondern auch aus den erlebten Erfolgen und Fehlschlaegen bei der Anwendung dessen, was die Tradition mir lehrte.Irgendwann begann ich mit sogen. Luesterfarben und Edelmetallen Gold und Platin Versuche zu machen.Die Arbeiten die nun entstanden waren der Anfang ----ich experimentierte mit allen was in Glas mir moeglich war ,sogar mit alten Flaschen und es entstanden immer wieder neue Katastrophen .Es gab schon Anfang der 80er Kontakte zu Galerien,die mich ermunterten weiter zu machen. Nichts ist wichtiger wie Erfolgserlebnisse in einer solchen Phase.---Erfahrung ist eine Voraussetzung des Verstehens.------------Parallel zu meinen Versuchen gruendete Jürgen Walther mein Chef in Siebenstern die Firma Vera Walther,ein auf kunsthandwerkliches Lampenglas orinentierte Manufaktur und ermunterte mich Arbeiten von mir unter seinen Namen zu vermarkten. Wir waren sehr erfolgreich mit diesen Arbeiten , Vera Walther hatte einen guten Vertrieb und meine Frau und ich konnten kaum alles schaffen. Es war jetzt schon schwer Zeit zu finden für weitere Versuche .Ich stellte mir selber die Aufgabe jeden Brand für einen kleinen Versuch zu nutzen.--- Immer wieder inspirierten mich alte Glaeser zu weiteren Experimenten.Mich begeisterten die meist boehmischen Zwischengoldglaeser der Biedermeierzeit. Gold ist ein schoenes und teueres Material aber die Verbindung mit Glas war nicht leicht, auf der Oberflaeche des Glases ist es durch mechanische Einfluesse leicht zu beschaedigen. Darum sind die Glasmacher des Biedermeier auf die Idee gekommen das Gold mit einer zweiten Glasschicht zu schützen aber im kalten Verfahren ,d. H. :die Gläser wurden mit Wasserglas oder Harz verklebt .Es entstanden wunderbare Glasgefaeße ,zumeist Trinkglaeser für die Fuersten, in dieser Technik , was heute noch erhalten ist, ist sehr kostbar und von unvergleichbarer Schoenheit.Mein Ziel war es Gold und Platin so mit dem Glas zu verschmelzen, dass das Gold und das Platin unter einer Glasschicht erhalten blieb, was zuerst ein grosses Problem war .Die ersten Versuche waren klaeglich. Aber es zeigte sich, dass mit der richtigen Staerke der Farbe und der richtigen Brennkurve die Ergebnisse immer besser wurden. Der Versuch neue Wege zu beschreiten und Grenzen zu sprengen, die das Material zu setzen scheint, macht mir Spass ,und weckte in mir kreative Kraefte.Seit Beginn der 90er Jahre stelle ich jetzt Arbeiten ,wie Sie hier ausgestellt sind in dieser Technik her. Meistens Unikate aber auch einiges in kleinen Serien.
Doppelflasche mit rosa Luester
Recyclingobjekte ,mit Luesterfarben bemalt und verformt,
gebrauchte Flaschen,die ich ca 10 Jahre für die Fa. Vera Walther produziert habe
2. Die Technik
In den letzten 20 Jahren, in denen ich mich mit Glasverschmelzungen beschaeftigt habe, ist die Faszination fuer das Glas immer groesser geworden und ich habe eine ganze Reihe von Projekten durchgefuehrt, bei denen sowohl gestalterisch als auch technisch immer wieder neue Luesungstechniken entwickelt werden mussten.Der Oberbegriff für meine ausgeuebte Technik wird in der Fachwelt als Fusingtechnik bezeichnet, da etwas verschmolzen wird.Das koennen nebeneindergelegte Glasstangen oder Streifen sein oder auch wie ich es praktiziere mit uebereinandergelegten Scheiben . Anfang der 70er habe Amerikanische Glaskuenstler eine Welle in Bewegung gesetzt , die Ende der 70er auch Deutschland erfasste, Glaskunst war sehr populaer.
Diese USA Künstler haben mit vorgefertigten Glaesen gearbeitet und es war sehr leicht mit diesen Glaesern ordendliche Ergebnisse zu bekommen, der Nachteil für mich war ,dass alles gleich aussah, egal von wem das gestaltet wurde. Auch ich habe mit diesen Gaesern etwas versucht bin aber ziemlich schnell wieder davon abgewichen.Im Hobbybereich sind diese Glaeser sehr beliebt .Mein Ausgangsmaterial ist jetzt immer normales Fensterglas, der Fachmann sagt floatglas. Alles was bei mir entsteht hat mindestens 3 Schichten von diesem Glas,---- 4mm stark, glatt und mit einem leichten Gruenstich, hervorgerufen durch den Eisenanteil im Sand.Die Scheiben werden gereinigt und dann mit dem Gold und ( oder) dem Platin belegt als ersten Arbeitsschritt.Danach erfolgt ein Brand im Fusingofen. Der Ofen ist flach wie ein Tisch und man kann bequem an ihm arbeiten.Nach dem ersten Brand werden die einzelnen Scheiben weiter bemalt, mit Oxidfarben und Zeichnungen in das Gold oder Platin graviert. Wenn alles fertig ist werden die bemalten Scheiben mit einer oder zwei Deckscheiben in den Ofen geschichtet. Bei ca.800° Grad wird dann aus 3, 4, 5 oder 6 Scheiben eine.Der Ofen muss bei diesen Glastaerken sehr sorgfaeltig abgekuehlt werden sonst kommt es zu Spannungen im Glas und damit zu Bruch. ----- 24 -36 Stunden je nach Glastaerke kuehlt der Ofen kontrolliert ab.Obwohl ich dieses schon viele Male durchgestanden habe ist es immer wieder spannend und da ich ein ungeduldiger Mensch bin, auch immer wieder für mich eine Belastungsprobe.Was dann aus dem Ofen kommt ist eine dicke Scheibe mit Malerei im Innern, die nicht mehr veraendert werden kann. Wenn es sich um ein Bild handelt ist der Prozess jetzt beendet, es folgt nur noch die Rahmung.Bei Schalen, Tellern und Vasen werden die Kanten geschliffen und kommen noch mal in den Ofen, jetzt auf eine keramische Form gelegt und langsam so erhitzt, dass die Platte durch das Eigengewicht in die Form sinkt.Der Abkuehlungsprozess ist jetzt wieder der gleiche wie beim ersten Brand.Kein Material
ueberwindet so sehr die Materie wie Glas. Von allen Stoffen, die wir haben, wirkt es am elementarsten.Es spiegelt den Himmel und die Sonne, es ist wie lichtes Wasser, und es hat einen Reichtum der Moeglichkeiten in Farbe , Form, Charakter, der wirklich nicht zu erschoepfen sind und der keinen Menschen gleichgültig laesst.
3. Die Motive und Philosophie
So sind jetzt in den letzten Jahren viele Arbeiten entstanden, mich begeistert es immer wieder Dinge aus der Natur und meiner Umgebung grafisch zu vereinfachen, Blätter, Fische, Schnecken, Landschaften, Häuser und Bücher seit Neusten -- werden immer wieder zu einfachen, grafischen Motiven umgewandelt, auch die Liebe zum Meer und maritimen Dingen findet Ausdruck in meinen Arbeiten-----
Arbeiten---, bei denen es für mich wichtig ist, dass die Kunsthanwerkliche Qualität im Vordergrund steht. So fühle ich mich auch in erster Linie als Kunsthandwerker Meine Arbeiten würde ich als eigenständigen Beitrag zur Glaskunstszene Deutschlands betrachten, bei dem von jeher der Begriff Kunst und Kunsthandwerk fliessend war und ist. Kunst ist nur ein Bestandteil des Wortes
Fest für mich steht, dass viele meiner Arbeiten mich und diese Zeit in der ich lebe überdauern werden, zerstören kann sie nur grobe Gewalt.Vor Umweltbelastungungen, UV Strahlen und Säureattentate sind meine Schalen ,Bilder und Paperweights bestens geschützt. Meine Arbeiten sind eingeschmolzene Botschaften von mir, für spätere Generationen, wie die Mücke im Bernstein.------